Gegen Handke - Kurzfassung
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Worum geht es?

Es geht um eine Sprachbestimmung: wieweit erhält in der Moderne ein Ding, das ich benenne, seinen 'richtigen' Namen? Bei Handke stellt sich diese Frage, hierfür bezieht er sich in der "Lehre der Sainte-Victoire" auf den Altmeister der Moderne, Paul Cézanne - doch trotz aller eindrucksvoller Widersprüche, derer er sich bewußt ist, erzeugt er am Ende eine falsche Harmonie.

Dialektik der Natur

Wenn Handke die Straßen Berlins begeht, weiß er, daß Wahrhaftigkeitserfahrungen, wie sie oft in scheinbar 'ursprünglichen' Landschaften (Anden, Tibet, Indien) gefunden werden, hier nicht einfach herbeigezaubert werden können. Trotzdem beginnt gerade hier sein Rundumschlag tektonischer Weltgeschichte: er analysiert Erdschicht um Erdschicht der Drei-Flüsse-Stadt, obschon er weiß, daß am Ende der Asphalt das letzte Wort behält. Er könnte diesen Widerspruch unaufgelöst stehen lassen - doch seit der "Lehre der Sainte-Victoire" schimmert der Wunsch durch, ihn beiseitezuschieben und nicht mehr der GESCHICHTE, sondern der ERDGESCHICHTE Recht zu geben. So verlegt er in "Langsame Heimkehr" den Schauplatz endgültig nach Alaska, wo denn auch ungestörter von "Reich", "Erlösung", "Heil" geschwafelt werden kann.

Dialektik Cézannes

Handke hält die Natur für wahrhaftig.
Cézanne fordert, 'Klassiker zu werden durch die Natur'; den Begriff der 'Natur' meint er jedoch wahrscheinlich anders: im Sinne von 'Wirklichkeit', 'Anschauung'. Es handelt sich um den Gegensatz von Stil und Stillosigkeit, von vollendeter Form und Bruchwerk, Unberechenbarkeit; hier steht das zeitlose Ideal der Geschichtlichkeit der Materie gegenüber --- und behält letztere nicht am Ende recht?

Dialektik der Moderne

Die Moderne verläuft auf der Linie dieses Widerspruchs: indem sie der Natur mit Industrienormen zu Leibe rückt, denen Klassenverhältnisse und Geschichte widersprechen, bringt sie Stilblüten und Chaos zum Vorschein, in welchen weder klassisches Ideal noch romantische Naturliebe je befriedigt werden.
Die Wirklichkeit stellt das klassische Ideal nicht auf die Füße, sondern widerspricht ihm; das klassische Ideal korrigiert die Wirklichkeit nicht, sondern trennt sich von ihr - so zielt die Forderung Cézannes auf das Aushalten dieses Widerspruchs, sodaß Handkes apostolische Cézanne-Verehrung völlig an Cézanne vorbeigeht.

 

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