ZWEI WEGE

Es gibt zwei Wege, sich auf die Seite der Avantgarde zu schlagen.

Einer ist es, sich deren unverstandenen Formsprache als eines Privilegs zu bedienen, als Zeichen wohlgelittener Bildung.

Der andere, das Fremde dieser Sprache, das Fremde an sich, als eine Öffnung zu begreifen, die Beseitigung des kulturellen Privilegs als Durchbruch in der Mauer des Vertrauten, die zu erlernende Toleranz für das, was sich nicht integrieren lässt. Die demokratische Seite des Januskopfes, der sich zur anderen Seite, jener der kapitalistischen Wirklichkeit, repressiv, wenn nicht regressiv verhält

Es zeigt sich, dass das Erlernen der Demokratie, der Bereitschaft, auch das Disparateste eines offnen Blickes zu würdigen, solch Wagnis ist, dass ein gescheiterter Versuch schon bald im dunklen Rollkragen eines Galeristen verendet.

Wohl muß demokratische Kunst nicht allen gleich verständlich sein. Sie könnte allen gleich unverständlich sein: die Dekonstruktion eines unvorbereiteten Blicks (welch fruchtbare Utopie liegt in dieser Figur des unvorbereiteten Blicks), all die Ressentiments, die es gilt abzubauen, all die bürgerlichen Codes, die es gilt zu verhindern.

Die es zu verhindern gilt, bevor auf Schultafeln Fett mit Energie, Filz mit Wärme dechiffriert wird.

Logfiles Zurück Weiter Goncourt's Flucht nach draußen

SUNGLASSES

Der Unterschied zwischen der Anonymität eines Schauspielers und der eines anderen im Produktionsprozess eines Films, sagen wir, eines Kostümbildners, eines Beleuchters, eines Dekorateurs, besteht nicht zufällig darin, dass ersterer von einem deutlichen Namen, der ihn ersetzt, verdeckt wird.

Während Schauspieler wie Dekorateur damit beschäftigt sind, den Blick des Zuschauers auf die Geschichte hin- und, darunter, von der physischen Realität des Gezeigten abzuwenden, tut der Schauspieler dies in ungeschützter Form, indem er sich als Projektionswand zur Verfügung stellt.

Der Dekorateur, der Kostümbildner, der Kameramann, der Beleuchter geben ihm und den Dingen die Kleider, die das Bild strukturieren, sie 'entbeinen' das Bild seiner Gerüste, mithin seines Leibs. Der Dekorateur, der Kameramann, der Beleuchter bleiben auch im Anonymen Schöpfer, graue Eminenzen, die die Spuren zu sich verwischt haben; der Schauspieler dagegen versucht, mit der Überheblichkeit eines Stars die Wunden zu kaschieren, die der Zuschauer ihm geschlagen hat. Es gilt, dem Blick standzuhalten, der ihn zu den Kleidern schlägt, den Kleidern standzuhalten.