TOPOGRAFIE DURCH GESCHICHTE

Gesetzt den Fall, man fände sich, ohne es zu wissen, auf dem Gelände der Stadt wieder, in welcher man dreißig Jahre gelebt hat (um das Wort Heimatstadt zu vermeiden), von welcher nur noch Grundrisse, Straßen existierten: wäre man imstande, sie wiederzuerkennen? Wären ihre Linien, Windungen, Anhebungen vertraut genug, dass man sie, während man sie abläuft, an den Schritten, die man in ihre Fläche setzt, an seiner eigenen Bewegung in ihr erkennen könnte?

Dann wäre die Stadt nur noch blanker Rahmen dessen, was man in Wahrheit von ihr kennt: sein Verhalten in ihr; dann wäre die Ansicht ihrer Fassaden lediglich Bestätigung des Vertrauten, Spiegel einer Topografie, die sich innen und außen deckt: sind doch die Straßen nur Zeugnis der Schritte, welche sie begründeten und breittraten, ehe Avenuen und Boulevards sich entrollten, ebenso, wie Konventionen aus dem Handeln der Massen folgten, ehe Konventionen das Handeln der Massen zu bestimmen begannen.

Man beachte, dass man einen Menschen an seiner Gangart erkennt, wenn man zu kurzsichtig ist, ihn sonst zu unterscheiden

Logfiles Zurück Weiter Goncourt's Flucht nach draußen

SUNGLASSES

Der Unterschied zwischen der Anonymität eines Schauspielers und der eines anderen im Produktionsprozess eines Films, sagen wir, eines Kostümbildners, eines Beleuchters, eines Dekorateurs, besteht nicht zufällig darin, dass ersterer von einem deutlichen Namen, der ihn ersetzt, verdeckt wird.

Während Schauspieler wie Dekorateur damit beschäftigt sind, den Blick des Zuschauers auf die Geschichte hin- und, darunter, von der physischen Realität des Gezeigten abzuwenden, tut der Schauspieler dies in ungeschützter Form, indem er sich als Projektionswand zur Verfügung stellt.

Der Dekorateur, der Kostümbildner, der Kameramann, der Beleuchter geben ihm und den Dingen die Kleider, die das Bild strukturieren, sie 'entbeinen' das Bild seiner Gerüste, mithin seines Leibs. Der Dekorateur, der Kameramann, der Beleuchter bleiben auch im Anonymen Schöpfer, graue Eminenzen, die die Spuren zu sich verwischt haben; der Schauspieler dagegen versucht, mit der Überheblichkeit eines Stars die Wunden zu kaschieren, die der Zuschauer ihm geschlagen hat. Es gilt, dem Blick standzuhalten, der ihn zu den Kleidern schlägt, den Kleidern standzuhalten.