SIGNALE

Abends nach langem Weg nachhaus zu kommen, kaum an Autos vorbei, an geschlossenen Läden, einer Videothek, deren Tür sich lautlos öffnet; verschwiegener, öder dann, je näher man der eigenen Wohnung ist, ein Park mit Laternen, weiter hinten Junks, die Hundewiese, über die ein kleiner Pinscher hechelnd herüberhetzt, weil er bellen will; ich bin schon fort.

Als ich, ohne Licht anzuschalten, die Wohnung betrete, stehe ich inmitten vieler elektrischer Geräte,

blaue, grüne, rote Dioden, die gelben Zahlen des einen, die weißen Ziffern des anderen Weckers, der Scanner, unter dessen Ritzen ein Schimmer zu sehen ist; es muß einen Stromausfall gegeben haben: die Zeitanzeige des Anrufbeantworters und des Videorekorders blinken, zeitweis zeitgleich, in nur ähnlichem, nicht gleichem Takt, knapp auseinanderweichend, beinahe in gemeinsamem Rhythmus,

dann durch Abfälschungen alles auflösend: dann die Leuchtpunkte des Modems, alles andere Dunkelheit.

Als wäre ich auf einer Landebahn zum Stillstand gekommen: mir würden Zeichen gegeben.

Logfiles Zurück Weiter Goncourt's Flucht nach draußen

DER SCHAUSPIELER SCHWEIGT

Ein Schauspieler, der in einem Film eine Rolle verkörpert, übt eine mitunter passive Kunst aus, die nur darin zu bestehen scheint, engagiert zu werden. Von Humphrey Bogart wird erzählt, er sei einmal gebeten worden, auf den Balkon zu gehen und sich eine Zigarette anzuzünden. Er tat dies; ein Bild von wenigen Sekunden, das Feuer flammte auf, erlosch.

Was der Schauspieler verkörpert, ist ein Schnittpunkt aus Produktionsbedingungen, aus Regieanweisungen, Kostüm, unbedeutenden, knappen Sätzen und schlichten Vorgaben, die ihm die Selbstständigkeit seines 'Werks' absprechen könnten, würde man dieses 'Werk' im herkömmlichen Sinn verstehen. Er fügt sich einem übermächtigen Kollektiv und hat nichts als seinen Körper, mit dem er sich zur Geltung bringen kann.

Es gibt Schauspieler, die genau darin, sich zu fügen, es schaffen, dem im Plakat angekündigten Film einen zweiten, stillen, geheimen Film zu unterlegen, der als eigentliche Erinnerung in den Köpfen der Zuschauer präsent bleibt, und in welchem sie Regie führen. Vollendete Relativität: Maßstab ist, wer sich als Subjekt begreift. Als Subjekt sich zu begreifen in einem Arbeitsprozeß, der ihn nur als Objekt will – als Schnittstelle für ein dünnes Drehbuch, als bloßes Gesicht, auf das ein Regisseur seine Meriten einschreiben kann – erfordert die Bereitschaft, den Widerspruch zu tragen, den passiven Status, zu dem man verdammt ist, zum eigentlichen Kunstwerk zu gestalten: das Gesicht zu beherrschen, es in höchster Aufmerksamkeit still und schlicht zu halten, bis nichts mehr daraus gekürzt werden kann und jedes Dekor verblasst, es sei denn, man streicht es ganz.

Was verkörpert der Schauspieler? Er verkörpert die Autonomie: die des Körpers, die des Gesichts als einer nicht reduzierbaren Tatsache. Er bringt den wichtigsten Aspekt eines Films auf den Punkt: die physische Realität einer Produktion, ohne die die Fiktion des Filmes nicht möglich ist.