DER SCHAUSPIELER SCHWEIGT
Ein Schauspieler, der in einem Film eine Rolle verkörpert, übt eine
mitunter passive Kunst aus, die nur darin zu bestehen scheint, engagiert zu
werden. Von Humphrey Bogart wird erzählt, er sei einmal gebeten worden,
auf den Balkon zu gehen und sich eine Zigarette anzuzünden. Er tat dies;
ein Bild von wenigen Sekunden, das Feuer flammte auf, erlosch.
Was der Schauspieler verkörpert, ist ein Schnittpunkt aus Produktionsbedingungen,
aus Regieanweisungen, Kostüm, unbedeutenden, knappen Sätzen und schlichten Vorgaben,
die ihm die Selbstständigkeit seines 'Werks' absprechen könnten,
würde man dieses 'Werk' im herkömmlichen Sinn verstehen.
Er fügt sich einem übermächtigen Kollektiv und hat nichts als seinen
Körper, mit dem er sich zur Geltung bringen kann.
Es gibt Schauspieler, die genau darin, sich zu fügen,
es schaffen, dem im Plakat angekündigten Film einen zweiten, stillen, geheimen
Film zu unterlegen, der als eigentliche Erinnerung in den Köpfen der Zuschauer
präsent bleibt, und in welchem sie Regie führen. Vollendete Relativität:
Maßstab ist, wer sich als Subjekt begreift. Als Subjekt sich zu begreifen
in einem Arbeitsprozeß, der ihn nur als Objekt will – als Schnittstelle
für ein dünnes Drehbuch, als bloßes Gesicht,
auf das ein Regisseur seine Meriten einschreiben kann – erfordert die Bereitschaft,
den Widerspruch zu tragen, den passiven Status, zu dem man verdammt ist,
zum eigentlichen Kunstwerk zu gestalten: das Gesicht zu beherrschen,
es in höchster Aufmerksamkeit still und schlicht zu halten,
bis nichts mehr daraus gekürzt werden kann und jedes Dekor verblasst,
es sei denn, man streicht es ganz.
Was verkörpert der Schauspieler? Er verkörpert die Autonomie:
die des Körpers, die des Gesichts als einer nicht reduzierbaren
Tatsache. Er bringt den wichtigsten Aspekt eines Films auf den Punkt: die physische
Realität einer Produktion, ohne die die Fiktion des Filmes nicht möglich
ist.
SCHALTKREIS DES SATZES
SCHREIBE EINEN SATZ
Schreibe einen Satz, der alles zu erfassen vermag.
Verteile die Informationen einer Handlung so über die
Schnittstellen eines Satzes, dass sie dessen Schaltung bewirken, statt
ihn zu unterbrechen; dass sich die Bezeichnungen mit den Funktionen, die
sie bezeichnen, decken; dass sie VOLLSTÄNDIG im Satz enthalten sind
und ihm doch nicht im Wege - auf dass Du den Wald siehst und zugleich die
Bäume.
BESCHREIBE EINE BEWEGUNG
Beschreibe den komplexen Bewegungsablauf
eines Menschen nachts; dessen, der sich aus dem Bett erhebt; der einen Kühlschrank
öffnet, eine Wasserflasche herausnimmt, sie öffnet, an die Lippen
setzt, trinkt, absetzt, zuschraubt, wegstellt, sich setzt; und in die Gegend
stiert.
Erstelle einen Satz oder mehrere, die kurz sind; die den Bewegungsablauf enthalten:
als Information, zugleich als Rhythmus, als Syntax. Die die Bedeutung dieser
Bewegung: ihre Alltäglichkeit
darstellen und realisieren gleichermaßen: in einem Zuge: die die Minutiosität
der Betrachtung mit größter Schlichtheit in die Handlung fügen,
sie gleichsam aus der Peripherie hineinführen in das Zentrum des Satzes.
Das meint den Blick der Lupe mit dem des Panoramas zu verweben: die Schilderung
des Details mit der des übergreifenden Prozesses, die Informationen, je
nachdem, als Substantiv, Verb, Artikel, Präposition, Pronomen in den großen
Sprachstrom zu werfen, der sie gelassen schluckt, obgleich er selbst sich jederzeit
in ihnen auflösen müsste.
DIE GLIEDER EINES SATZES VERLINKEN
Sich bei einer glaubwürdigen Autorität darüber versichern, wie
oft man die Wörter 'dann', 'während', 'als', 'nachdem', 'darauf',
'wie', 'aber', 'doch', 'jedoch' innerhalb eines Absatzes, geschweige denn eines
Satzes gebrauchen darf. Die unüberwindliche Vokabel 'und'.