BILDER

Eine Frau, Mitte 40, ein wenig üppig, die mit pfennigschmalen Absätzen über eine Eisscholle stakst und zögernd nach dem Weg fragt.

Ein unsichtbares Kind, das über die Sprechanlage seiner Haustür einen türkischen Gebetsruf nachahmt, füllend die Akustik einer aufgeräumten Straße.

Der desolate Prediger in der Fußgängerzone, gekleidet mit einem Jute-Poncho, den er sich selbst zurechtgeschnitten hat, mit verdreckten Hosen und verwilderten Bart. Und mit einem Schild, das er über die Menge hielt: Egoisten betrügen uns seit 1620 Jahren.

Das seltsame Paar hinter mir im Café, das nach einer kurzen Zeit lautstark sich zu zanken begann, bald aufsprang und Teller zerbrach. Als ich mich umdrehte, Scheinwerfer auf mich gerichtet, Kameras, Schauspieler.

Das junge indische Mädchen im leuchtend roten Festkleid, das auf einem Kickboard über den Nordmarkt führt.

Der Müllmann, an dem wir vorbeikommen, der gelassen Staubwolken mit einem Besen beiseitekehrt; der delikate Duft des Parfums, das er sich aufgetragen haben mag, ehe er in seine Kluft gestiegen war.

Die Weichheit einer Fassade, die wir immer wieder wahrnehmen, die scharfe Deutlichkeit der Kabel zwischen dieser Seite und jener gegenüber.

Logfiles Zurück Weiter Goncourt's Flucht nach draußen

LEGITIMATIONEN

Das Zimmer, das er bewohnt, mit den Dingen, die von ihm stammen, das Bett, in dem er schläft, der Schrank mit seinen Kleidern und das Fenster, das ihm als Auge dient. Von den Büchern hat er jede Seite, Wort um Wort gelesen; über alles hat er seine Hand streifen lassen, alles ist von ihm berührt, sortiert, gerichtet worden, an einen Platz gestellt, für diesen Platz geschaffen.

Wenn er aber verschwindet?

Das Zimmer existiert weiter. Doch das, was es hätte erklären können, ist nicht mehr. Das Zimmer gerät zu einem Schatten dessen, der ohne Abschied gegangen war. Die Bücher, vorher «Werke», sind nur noch Papier, das Fenster kein Auge mehr, die Buchtungen im Bett absurd, denn worauf verweisen sie?

Ein neuer Mieter wird einziehen. Die Bücher wandern auf den Müll, das Bett, der Schrank werden folgen. Tapeten werden abgerissen und durch neue ersetzt. Kein Zweifel: das Haus, in dem sich das Zimmer befindet, vermag die Lücke zu schließen, die durch das Verschwinden des Vormieters entstanden war, es haftet dem aber etwas Ungehöriges an — kann es sich noch irgend begründen ohne Erinnerung an den, der es bewohnt und zu dem gemacht hat, was es ist?

Das Vergessen, das sich über diese Wunde schließt, nimmt ihm einen Grund, überhaupt zu sein; Gespenstergeschichten nehmen von hier ihren Ausgang.