ESSEN WIE GOTT IN FRANKREICH

„Ich beruhige Madame de Flahaut, deren Mann den Kopf verloren hat.“

Georges Pernoud/Sabine Flaissier (Hg.), Die Französische Revolution in Augenzeugenberichten, Übersetzung: Hagen Thürnau), 3.Aufl. München 1980

Marie-Antoinette wird von vielen Augenzeugen beim Essen beschrieben. Der Abgesandte der Nationalversammlung Péton, der mit der königlichen Familie in der Kutsche sitzt, die sie unter wütenden Volksmassen nach Paris zurückbringen soll, berichtet:

„Dennoch benutzte die Königin einen Augenblick, um den Vorhang herabzulassen [ihn zu öffnen]. Sie aß gerade ein Taubenbein. Das Volk murrte, und Madame Elisabeth wollte eilig den Vorhang aufziehen. Aber die Königin widersetzte sich und sagte: 'Nein, man muß Charakter haben.' Sie paßte genau den Augenblick ab, als das Volk sich beruhigt hatte, und hob selber den Vorhang, um glauben zu machen, daß sie es nicht tat, weil man es verlangt hatte; sie warf den Knochen des Taubenbeins aus dem Menster und wiederholte ihre eigenen Worte: 'Man muß Charakter haben bis zum Ende'“

Logfiles Zurück Weiter Goncourt's Flucht nach draußen

LEGITIMATIONEN

Das Zimmer, das er bewohnt, mit den Dingen, die von ihm stammen, das Bett, in dem er schläft, der Schrank mit seinen Kleidern und das Fenster, das ihm als Auge dient. Von den Büchern hat er jede Seite, Wort um Wort gelesen; über alles hat er seine Hand streifen lassen, alles ist von ihm berührt, sortiert, gerichtet worden, an einen Platz gestellt, für diesen Platz geschaffen.

Wenn er aber verschwindet?

Das Zimmer existiert weiter. Doch das, was es hätte erklären können, ist nicht mehr. Das Zimmer gerät zu einem Schatten dessen, der ohne Abschied gegangen war. Die Bücher, vorher «Werke», sind nur noch Papier, das Fenster kein Auge mehr, die Buchtungen im Bett absurd, denn worauf verweisen sie?

Ein neuer Mieter wird einziehen. Die Bücher wandern auf den Müll, das Bett, der Schrank werden folgen. Tapeten werden abgerissen und durch neue ersetzt. Kein Zweifel: das Haus, in dem sich das Zimmer befindet, vermag die Lücke zu schließen, die durch das Verschwinden des Vormieters entstanden war, es haftet dem aber etwas Ungehöriges an — kann es sich noch irgend begründen ohne Erinnerung an den, der es bewohnt und zu dem gemacht hat, was es ist?

Das Vergessen, das sich über diese Wunde schließt, nimmt ihm einen Grund, überhaupt zu sein; Gespenstergeschichten nehmen von hier ihren Ausgang.