DIE MASKE DES DEKORATEURS

Hin und wieder sieht man Männer und Frauen, die in ihrem Äußeren gänzlich unauffällig sind und doch in kleineren Details ihrer gleichmäßigen Kleidung darauf achten, «chic» zu sein. Das betrifft den Mann, der die Manschetten seines Baumwollhemds über einem langärmeligen Sweatshirt genau einmal umschlägt, das betrifft die Frau, die den Kragen einer austauschbaren Bluse im Nacken etwas hochstellt und durch die Straßen stakst. Sonst gibt es nichts, was dem irgendeine Note gäbe, der ganze «Chic» reduziert sich auf eine belanglose Geste. Es ist, als hätte das Modebewußtsein kurz an ihnen herumgezupft wie ein unsichtbarer Gatte, der nur ein paar Flusen entfernt.

Dieses Modebewußtsein enthält sonst keine Aussage, kein Bekenntnis, keine Richtung, es ist die Negation jeder Richtung. Es ist nicht einmal der Ausdruck der Bequemlichkeit, denn der Mann, der seine Hände spreizt, weil die Manschetten jederzeit nach unten zu klappen drohen, scheint auf einem wackligen Seil zu schweben.

Logfiles Zurück Weiter Goncourt's Flucht nach draußen

FRANZOSEN...

EDMOND
Wenn ich, einen Text mir vorlesend, auf Stellen stoße, an denen meine Zunge strauchelt, weil sie nicht weiß, wie sie die variablen Konsonanten, Vokale verschluckend, zu einem Satzbogen formen soll, frage ich mich ungläubig, ob der Autor, beim Aufziehen seines kleinen stilistischen Uhrwerks, die Wörter tatsächlich so verlinkt hat, dass ein Franzose sie mit Leichtigkeit bewältigen kann. Bei Valéry immerhin oder Mallarmé müsste man sich dessen sicher sein, nicht wahr, Jules?

JULES
Was, wenn nicht 'Stil' den Ausschlag zu seiner Formulierung gab? Wenn ein Wort zwingend hart auf ein andres folgen muss, aus Gründen des Inhalts, nicht der Form? — Obschon es merkwürdig, holprig, in gewisser Weise 'unfranzösisch' klingt (und sei es nur in den Ohren Jemandes mit dem Abschluß der Ecole supérieure normale).

EDMOND
Würde ein französischer Stilist je einen 'unfranzösischen' Satz schreiben können?

JULES
Frag Gustave.
Aber denkst Du nicht, dass die Wörter nicht ohnehin so beschaffen sind, wie sie sich — nach herkömmlichem (richtigem?) Gebrauch — genuin in die Sätze fügen? Dass nicht die Bewegung der Zunge [langue] durch die Wörter, sondern die Wörter durch die Bewegung der Zunge [langage] sich haben prägen lassen — dass sie im Lauf von Jahrhunderten nicht nur verschliffen, sondern aus den Artikulationen überhaupt aufgefangen wurden, woraus sie dann ihre Definitionen erhielten? So ließe sich jedes Wort als pars pro toto seiner Vermarktung betrachten, nicht wahr, Edmond.

EDMOND
Dass Du alles so weltlich siehst, Jules.