MARVIN GAYE

Wie soll man beantworten, was an der Musik Marvin Gayes neu gewesen sei. Um ehrlich zu sein, haben wir uns nie in der Lage gesehen, etwas, das neu ist, wirklich abzuschätzen.

Vielleicht geht es schlicht um die Überlagerung der eigenen Stimme mit der eigenen Stimme. Vielleicht liegt eine Öffnung dieser Musik darin, das sie das Subjekt vervielfacht zwischen die Hauptlinien setzt, eine Tonspur verschoben zur anderen, ein Selbstgespräch eigentlich, am Ende ohne jedes Selbst.

Nur wird hier das, was ein Selbstgespräch ausmacht — dass es an einem singulären Punkt stattfindet, von wo aus die Stimme ins Leere greift — demontiert: der Selbstsprecher mag in einer weiten Halle sitzen und sein eigenes Echo hören: die Unerträglichkeit, sich auf einen Ort im Universum zu beschränken, wird entzogen durch die Verdopplung des Orts, der Grundlage beraubt, über einen Ort überhaupt zu verfügen.

Der Widerhall der eigenen Stimme mag das Gemurmel Anderer mit aufnehmen, die sich zufällig in der Halle befinden, den Anderen die Stimme überlassend.

Logfiles Zurück Weiter Goncourt's Flucht nach draußen

FRANZOSEN...

EDMOND
Wenn ich, einen Text mir vorlesend, auf Stellen stoße, an denen meine Zunge strauchelt, weil sie nicht weiß, wie sie die variablen Konsonanten, Vokale verschluckend, zu einem Satzbogen formen soll, frage ich mich ungläubig, ob der Autor, beim Aufziehen seines kleinen stilistischen Uhrwerks, die Wörter tatsächlich so verlinkt hat, dass ein Franzose sie mit Leichtigkeit bewältigen kann. Bei Valéry immerhin oder Mallarmé müsste man sich dessen sicher sein, nicht wahr, Jules?

JULES
Was, wenn nicht 'Stil' den Ausschlag zu seiner Formulierung gab? Wenn ein Wort zwingend hart auf ein andres folgen muss, aus Gründen des Inhalts, nicht der Form? — Obschon es merkwürdig, holprig, in gewisser Weise 'unfranzösisch' klingt (und sei es nur in den Ohren Jemandes mit dem Abschluß der Ecole supérieure normale).

EDMOND
Würde ein französischer Stilist je einen 'unfranzösischen' Satz schreiben können?

JULES
Frag Gustave.
Aber denkst Du nicht, dass die Wörter nicht ohnehin so beschaffen sind, wie sie sich — nach herkömmlichem (richtigem?) Gebrauch — genuin in die Sätze fügen? Dass nicht die Bewegung der Zunge [langue] durch die Wörter, sondern die Wörter durch die Bewegung der Zunge [langage] sich haben prägen lassen — dass sie im Lauf von Jahrhunderten nicht nur verschliffen, sondern aus den Artikulationen überhaupt aufgefangen wurden, woraus sie dann ihre Definitionen erhielten? So ließe sich jedes Wort als pars pro toto seiner Vermarktung betrachten, nicht wahr, Edmond.

EDMOND
Dass Du alles so weltlich siehst, Jules.